„Sandy, Sandy, Sandy“, schnalzte Linda kopfschüttelnd, als sie ihre Cocktails von Juanito vorgesetzt bekamen. Während alle drei einen Cuba Libre vor sich auf den Tisch stehen hatten, war Sandy diejenige, die einen Che Guevara vor sich hingestellt bekam.
„Ihr wisst, dass ich der süße Typ bin. Außerdem habe ich versucht, wenigstens thematisch zu euch zu passen“, verteidigte sich Sandy. Jules hob als Erste ihr Glas.
„Ich würde mal sagen auf uns und auf ein freies Kuba“, sprach Jules ihren Trost des Abends aus. Die anderen erhoben ebenfalls ihr Glas und stießen mit ihr gegenseitig an.
Naomis leopardenmusterlackierten Fingernägel tippten wild an dem Glas ihres Cuba Libres rum, während sie in der Bar Ausschau hielt.
„Was ist denn bei dir los?“, fragte Linda erstaunt. Naomi blickte sie an.
„Ich habe mich letzte Woche, nachdem ihr weg wart, noch mit Juanito unterhalten“, setzte Naomi ihre Erzählung an.
„Wer ist Juanito?“, fragte Jules irritiert.
„Der Kellner, der uns immer die Getränke bringt“, erklärte Naomi.
„Auf jeden Fall habe ich ein bisschen meine Krallen ausgefahren, doch es ließ ihn komplett kalt. Ungebunden und nicht interessiert. Habe ich etwa meinen Charme verloren?“ Sofort schüttelten alle synchron den Kopf. Naomi verdrehte immer alle Männer die Köpfe.
„Dann gibt es nur zwei Erklärungen. Die Erste: er ist homosexuell. Dagegen sprechen jedoch einige Indizien.“
„Was für Indizien?“, fragte Sandy.
„Mein Radar sagt Nein. Und er hat den anderen gutaussehenden Typen, der neben uns an der Bar stand komplett ignoriert. Im Gegensatz zu mir. Der ist noch später mit zu mir gefahren.“
„Naomi“, rief Sandy empört. Naomi lächelte leicht mit einem Schulterzucken.
„Das brachte mich auf die zweite Erklärung. Er steht auf eine Andere.“
„So oder so. Wenn er es dir nicht sagt, werden wir es wohl nie erfahren. Eine von vielen Sachen, die ich niemals wissen wollte“, kommentiere Linda genervt.
„Alles in Ordnung bei dir?“ Jules schaute Linda genauer an.
„Max hat sich gemeldet. Er will sich privat mit mir treffen und reden“, erzählte Linda und rührte mit ihrem Strohhalm im Glas rum.
„Wann trefft ihr euch?“, fragte Jules weiter.
„Ich weiß nicht mal, ob ich mich mit ihm Treffen will.“ Linda nippte einen großen Schluck.
„Du solltest dich mit ihm treffen. Was auch immer er dir zu sagen hat, lass ihn dir das sagen“, gab Naomi ihr den Ratschlag.
„Du meinst, so wie der Kellner dir alles sagt?“, stachelte Linda. Naomi atmete kurz flach ein.
„Linda, du musst mich nicht gleich angreifen. Ich will dir nichts Böses“, sagte Naomi mit ruhiger, aber bestimmter Stimme. Linda schaute sie mit ihrem Dackelblick an.
„Tut mir leid. Ich weiß, dass du nichts dafürkannst. Ich wünschte nur mein Liebesleben wäre gerade so unkompliziert wie deins“, erklärte Linda entschuldigend.
„Kein Problem. Das wird schon wieder.“ Naomi lächelte aufmunternd Linda zu. Linda nickte ihr dankbar entgegen. Zusammen tranken sie ihre Cocktails weiter aus.
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