Als ich meine Reise begann, geschah es. Ich verliebte mich hoffnungslos. Der Mann, der mir schräg in der Bahn gegenübersaß, schaute mich während unserer vierstündigen Fahrt nur zweimal an. Doch die zwei Male, wo sich unsere Augen trafen und kurz ineinander versanken, durchfuhr mich jedes Mal ein elektrischer Impulsschlag, der meinem Herzen erst einen Aussetzer gab, bevor es wild anfing zu hüpfen und zu schlagen. Die Blicke in seine tiefen hellblauen Augen brannten sich in mein Gedächtnis ein. Keiner von uns sagte ein Wort zueinander. Ob er genauso empfand wie ich? Dafür müsste ich vermutlich was sagen, ihn fragen, doch mein Mund blieb versiegelt. Stattdessen tat ich so als las ich mein Buch, wobei meine Gedanken immer wieder zu ihm wanderten. Ich zwang mich, nicht zu ihm zu sehen, wollte ich doch nicht aufdringlich sein.
Schweigend fuhren wir bis zur Endhaltestelle. Dort stieg er zuerst aus. Ich wartete noch einen Moment, in der Hoffnung er würde mich ansprechen. Stattdessen stieg er kommentarlos und ohne mich großartig anzuschauen aus dem Zug aus. Und da wusste ich es; bloß ich hatte das gefühlt.
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