Lizzy erkannte ihn sofort. Wofür sie hingegen einen Moment brauchte, war die Erkenntnis, um wen es sich hier handelte. Ihre Konkurrenz. Ihr Herz, dass für einen Moment ausgesetzt hatte, macht drei Sprünge nach oben, bevor es zu Boden fiel.
„Sie sind der Eigentümer des Hemingways?“, fragte Lizzy ungläubig. Sie hoffte auf ein Nein.
„Ja“, antwortete er.
„Ich bin Marco Marchesi. Und Sie sind?“ Er fragte es mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen, was Lizzy zugehend verunsicherte.
„Lizzy. Einfach nur Lizzy.“ Sie konnte ihr unsicheres, für sie geradezu dämliches Verhalten, nicht erklären.
„Freut mich dich kennenzulernen, Lizzy. Kann ich dir weiterhelfen?“, fragte Marco zuvorkommend. Lizzy musste einmal tief Luft holen, bevor sie weiterreden konnte.
„Ich besitze den Laden gegenüber. Das Fitzgerald. Ich weiß nicht, ob es Ihnen aufgefallen ist, aber es ist ebenso wie Ihr Lokal ein Katzencafé und diesem hier nicht ganz unähnlich.“ Marco zog eine Augenbraue hoch. Ihm war die Distanz in ihrer Sprache durchaus aufgefallen.
„Sie meinen, Sie haben Angst vor mir, dass ich Ihr Geschäft ruinieren könnte“, stellte er fest.
„Nein, meine Kunden werden mir weiterhin die Treue dienen. Jedoch stelle ich mir für Sie diesen Standort dementsprechend wenig Vorteilhaft vor.“ Lizzy wusste, wie sie taktisch spielte. Sie erinnerte sich daran, wie sie als Kind Schach gespielt hatte. Ihr Opa erklärte ihr damals, dass Schach nichts anderes sei, als Krieg mit reinem Verstand und ohne Gewalt. Das Symbol wahrer Überlegenheit. Aber sie hatte noch nie eine Partie Schach gegen Marco gespielt.
„Um mich müssen Sie sich keine Gedanken machen. Der Kapitalismus lebt schließlich von Konkurrenz, nicht wahr?“ Er zwinkerte ihr zu und erwartete keine Antwort von ihr. In Lizzy kochte Wut auf. Wie konnte sie auch nur einen Moment in diesen Typen, mit seinem perfekt gegelten schwarzen Haaren und diesen wundervollen meerblauen Augen, verfallen sein? Lizzy schüttelte sich, als könnte sie dieses Gefühl, was in ihr aufkam, dadurch loswerden.
„Ich möchte keinen Streit mit Ihnen. Lassen Sie uns ein friedliches Nebeneinander ausprobieren. Ich bin auf dieser Straßenseite und Sie auf der anderen Straßenseite. Wie wäre das?“ Marco streckte ihr seine Hand entgegen. Ein Friedensangebot. Schachmatt.
„In Ordnung.“ Lizzy schlug in seine Hand ein, konnte aber nicht diesen kleinen trotzigen Widerstand auflösen, der sich ihrer innerlichen Beruhigung in den Weg stellt.
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