Der Beginn (1)
Am Beginn einer jeden Reise steht das Bedürfnis nach einer Veränderung. Die Tristesse in der sich der Mensch selbst gefangen hält, um ihr anschließend durch eine Reise zu entgehen.
So erging es mir, als ich mit siebenundzwanzig Jahren das erste Mal einen Flughafen von Innen betrachtete. Die laute Hektik um mich herum, verunsicherte mich. Ich starrte auf das Flugticket in meiner Hand. Seychellen. Ein jahrelanger Traum, der nun Wirklichkeit werden sollte. Für insgesamt einen Monat im Voraus, hatte ich ein Haus mit Meerblick und Infinity Pool gebucht. Jeden Tag würde ich von dort aufs Meer blicken und sehen wie die Sonne untergeht. Die Vorstellung zauberte mir ein Lächeln aufs Gesicht. Seit Jahren wünschte ich mir eine tiefgreifende Veränderung und ich hatte jeden Cent zusammengekratzt, doch es reichte nie aus. Erst als mein Buch ein internationaler Bestseller wurde und zahlreiche Preise gewann, konnte ich mir meinen Traum vom Leben im Paradies verwirklichen. Meine Familie und meine beste Freundin begleiteten mich bis zur Flughafenhalle, von dort aus musste ich alleine weiter gehen. Ich würde sie vermissen. Schließlich hatte ich vor länger als einen Monat zu bleiben, auch wenn ich zuerst nur für einen Monatsaufenthalt gemietet hatte. Doch mein Traum war es ein Jahr dort zu leben.
Ich spürte die aufkommende Nervosität, während ich auf das Terminal zuging. Die Aufregung des Unbekannten. So lange verbrachte ich mein Leben an ein und demselben Ort. Ich ließ nie meine Blasen zum Platzen bringen. Die Angst schien mir immer ein Schritt voraus zu sein.
Diesmal war es anders. Der Durst zu leben war zu groß. Ich wollte es in vollen Zügen genießen. Oder in vollen Flügen. Ich wusste nicht, ob ich Angst vor dem Fliegen hatte, schließlich war ich noch nie geflogen. Irgendwas in mir sagte, es würde mir Spaß machen. So verließ ich schließlich nach dem Check-In die Sicherheitsschleuse und trat meine erste richtige Reise an.
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