Sie nippten an ihren Gläsern. Schluck für Schluck leerten sie die Gläser mit braunen Zucker.
„Also ich weiß
nicht“, überlegte Jules laut.
„Die Welt ist zwar
verrückt, aber das ist noch kein Grund gleich über das Heiraten und Auswandern
zu sprechen“, führte Jules weiter ihre Überlegung aus. Sandys Eröffnung ihre Internetliebe in zwei
Monaten zu heiraten und eventuell auf die iberische Halbinsel auszuwandern,
stoß auf eine Protestwelle seitens Jules und Linda.
„Das ist dumm“, sagte
Linda direkt zu Sandy. Sandy blickte zu Naomi.
„Und was sagst du dazu?“ Naomi zog ihre rechte, gerade Linie, die eine ihrer Augenbrauen bildete, hoch.
„Ich halte es zwar für genauso bescheuert, wie Linda und Jules, jedoch…“, sie hob ihren Finger hoch und machte eine Pause „bist du genau das. Unsere verrückte, bescheuerte Sandy, die wir alle lieben. Deshalb wollen wir alle nur eins: Dass du glücklich bist.“ Sandy fing an zu strahlen. Sie beugte sich zu Naomi und umarmte sie fest. Naomi riss die Augen auf, wie bei einem Überfall. Danach tätschelte sie ihre Schulter.
„Alles gut. Versprich mir nur, dass du auf dein Herz aufpasst und dich nicht verlierst. Und wenn doch, dann sind wir hier.“ Naomi deutete mit ihrer Hand um sich. Aus dem Augenwinkel konnte sie die feuchten Augen von Sandy erkennen.
„Fang mir jetzt nicht
an zu weinen“, protestierte Naomi.
„Nein, nein“, wehrte Sandy mit tränenerstickte Stimme ab.
„Linda, was gibt es eigentlich Neues bei dir?“, wechselte Sandy das Thema. Alle schauten zu Linda rüber, die ganz rot wurde.
„In einer Woche kann
ganz schön viel passieren.“ Sie pickte mit ihrem Strohhalm in den Zucker rein,
der sich am Glasboden absetzte, bevor sie noch einen Schluck nahm. Die Blicke
der Anderen ruhten auf ihr. Sie holte tief Luft.
„Also folgendes ist passiert: Ich habe mich am nächsten Tag mit Max getroffen, so wie ihr es mir auch geraten habt. Er hat mir gestanden, dass er sich in mich verliebt hat und mich versucht hat auf den Kopf zu bekommen, weil ich offensichtlich noch an Jack hänge. Doch mir das zu verschweigen, war das Schlimmste überhaupt. Er meinte, er gebe mir Zeit, darüber nachzudenken. Doch in dem Moment habe ich gemerkt, dass sich mein Herz schon längst entschieden hat. Also bin ich nach Hause gefahren und habe Jack gesagt, es sei endgültig vorbei.“
„Und was ist jetzt
mit Max und dir?“ Jules konnte lange Pausen mit Inhaltslücken nicht leiden.
„Wir haben uns
gestern getroffen. Ich habe gesagt, was ich für ihn empfinde, doch ich brauche
die nächsten Wochen Zeit für mich selbst. Die letzte Zeit war zu viel und ich
möchte mich nicht gleich von einer Beziehung in die Nächste stürzen. Er versteht
das und gibt mir die Zeit, die ich brauche“, erzählte Linda ihre Geschichte zu
Ende.
„Aber das hört sich
nicht nach einem Happy End an“, merkte Sandy traurig an.
„Moment“, unterbrach sie
Naomi und schaute erwartungsvoll Linda an. Diese verdrehte leicht die Augen.
„Vor euch kann man
auch nichts geheim halten. Ja, wir haben uns am Ende noch geküsst“, gab Linda
zu. Sandy klatschte in die Hände. Naomi lächelte nur.
„Kann ich euch noch
was bringen?“, fragte Juanito, der an ihren Tisch trat und auf ihre leeren
Gläser deutete. Seine Föhnfrisur saß perfekt bis auf die eine Strähne, die ihm
ins Gesicht fiel. Vergeblich versuchte er sie weg zu pusten.
„Ich denke für heute
haben wir genug“, gab Jules von sich. Die anderen nickten zustimmend. Er fing
an, die leeren Gläser aufzusammeln.
„Ihr seid nächste
Woche auch da zum großen Karaoke Abend?“, fragte er in die Runde. Sofort
schauten sie sich alle lächelnd an.
„Wie könnten wir uns
das entgehen lassen“, verkündete Naomi. Als er fertig mit Abräumen war, wandte
er sich zu Naomi.
„Und sehen wir uns
gleich noch?“, fragte er sie. Die Anderen starrten Naomi an.
„Wie könnte ich mir
das entgehen lassen“, lächelte sie ihm zu.
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